- Deutsch-französische Kulturbeziehungen
 - Die deutsch-französischen Kulturbeziehungen seit 1945
 - Vorüberlegung
 - Wandel der politischen Kultur
 - Säkularisierungstendenzen und ihre Folgen
 - Arbeit und Freizeit - zwei Welten?
 - Der Kern des Wertewandels: Ausbreitung individualistischer Selbstentfaltungswerte
 - Verhältnis zur Autorität: deutsch- französische Kontraste
 - Mehr Ähnlichkeit und Nähe infolge des Wertewandels?
 - Kulturpolitik in Frankreich und Deutschland
 - Ein Ziel - mehrere Wege? Kultur als Dimension der europäischen Integration
 - Frankreich - Deutschland: Übersetzen - Inszenieren
 - Kulturelle Ausdrucksformen in europäischen Kontexten politisch neu deuten
 - Medien und Kommunikation
 
'Das Verhältnis der Generationen: Differenzen in Frankreich, Brüche in Deutschland'
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Das Verhältnis der Generationen: Differenzen in Frankreich, Brüche in Deutschland
In unmittelbarem Zusammenhang mit der Bürde der nationalsozialistischen Vergangenheit und deren offensiver Thematisierung durch die 68er-Generation muss auch der frappierendste deutsch-französische Unterschied in der Werteentwicklung gesehen werden: mäßigen Wertedifferenzen zwischen Eltern und Kindern, zwischen älteren und jüngeren Generationen in Frankreich steht ein regelrechter Wertegraben gegenüber, der die deutsche 68er-Generation von der Vorkriegs- und Kriegsgeneration trennt.
Abbildung 10:
"Brisons les vieux engrenages" - Lasst uns den alten Filz zerstören!
Slogan eines Handzettels während der Maiunruhen 1968 in Paris
Internet-Quelle [1]
Auch in Frankreich erweisen sich Geburtsjahrgänge um 1945 als markante Scheidelinie zwischen den Generationen, vor allem hinsichtlich von Moralfragen, der Religiosität und dem Verhältnis zur Autorität und Hierarchie; auch die französischen 68er schleiften die Bastionen traditioneller Werteordnungen. Dennoch stimmen Franzosen ungleich häufiger als Westdeutsche mit ihren Eltern hinsichtlich wichtiger Werte- und Moralfragen überein. In der alten Bundesrepublik - sehr viel weniger dagegen in der DDR - hat die Erfahrung des NS-Regimes und ihre Verarbeitung "Kontakt- und Kommunikationsbarrieren" (Hildegard Hamm-Brücher) entstehen lassen, deren Ausmaß französische Beobachter nicht selten erstaunt und irritiert hat. Sie haben zu stärkeren Wertedisparitäten der deutschen Gesellschaft geführt, die sich durch die Wiedervereinigung noch weiter vertieft haben.
