French
German
 
Seite zur Sammlung hinzufügen
'Die Herrschaft der Franken'
 
1 Seite(n) in der Sammlung
 
 
 
 
 

Sie sind hier: Deuframat > ... > Die Herrschaft der Franken

Die Herrschaft der Franken

Abbildung 16:

Das Fränkische Reich - Phasen seiner Entwicklung

 

 

 

 

Internet-Quelle [1]

Die gallorömische Kulturlandschaft unterlag in der Phase der Völkerwanderung [2] einschneidenden Veränderungen. Eine erste Zäsur stellte die Gründung des Westgotenreichs mit Zentrum Toulouse im Jahre 412 n. Chr. dar. 451 benötigten die Römer die Hilfe ihrer barbarischen Verbündeten, um den Ansturm der Hunnen [3] auf den Katalaunischen Feldern (bei Troyes in der Champagne) abzuwehren. Die ständige Schwächung der römischen Herrschaft im Verlauf des 5. Jh. fand ihren Abschluss in der Schlacht der Franken gegen die Römer im Jahre 486 bei Soissons im nördlichen Pariser Becken. Noch unter Chlodwig [4] gelangen wichtige Siege gegen die Alemannen (496 Schlacht bei Zülpich), die Burgunder (500 bei Dijon) und die Westgoten (507 bei Vouillé, nahe Poitiers), was eine bedeutsame Ausweitung des Merowingerreiches zur Folge hatte. Lutetia (Paris) wurde 502 zur Grablege der merowingischen Könige bestimmt und übernahm damit erstmals in seiner Geschichte eine Art Hauptstadtfunktion.

Abbildung 17:

In der Schlacht bei Soissons siegten 486 die Franken unter Chlodwig I. über die Römer.
Ausschnitt aus dem Bildteppich "L'Histoire du fort roi Clovis" im Palais du Tau, Reims.

 

 

 

 

 

Internet-Quelle (08.10.2003)

Trotz der Unterteilung des Merowingerreiches [5] in die tria regna, die Königreiche Neustrien, Austrien (Austrasien) und Burgund, konnte der völlige Zerfall des Reiches, das unter Dagobert Anfang des 7. Jh. vom Atlantik bis zur mittleren Donau reichte, verhindert werden. Das hatte u.a. die Neubelebung der Handwerks- und Handelstätigkeit zur Folge, was eine Anknüpfung an die römischen Vorläufer bedeutete. Zahlreiche Marktflecken (vici) belebten sich wieder, andere traten hinzu. Im Jahre 627 begründete Dagobert I. [6] in St.-Denis bei Paris eine erste Messe, der Geldhandel ersetzte zunehmend den Tauschhandel, Münzstätten entstanden, die Häfen gewannen an Bedeutung. Allerdings dauerte dieser Aufschwung lediglich bis zum Ende des 7. Jh. Der Sieg Austriens über Neustrien in der Schlacht bei Tertry (687) leitete einen Staatszerfall und wirtschaftlichen Niedergang ein, der erst mit der Machtübernahme durch das Hausmeiergeschlecht der Karolinger Mitte des 8. Jh. überwunden wurde.

Abbildung 18:

Das Merowingerreich mit den drei Königreichen (tria regna)

 

 

 

 

Internet-Quelle [7]

Wegbereiter hierfür war Karl Martell [8] , der nacheinander die Thüringer, Alemannen, Sachsen und Bayern, schließlich im Jahre 732 bei Tours und Poitiers auch die Araber schlug. Die Unterwerfung der germanischen Widersacher festigte das Fränkische Reich erneut im Osten. Die Abwehr der Araber verhinderte deren weiteres Vordringen nach Mitteleuropa und damit die Bedrohung des Abendlandes schlechthin. Vor allem dieser Sieg wurde fortan als eine Art christliche Legitimation des fränkischen Königtums verstanden, was sich 751 auch in der Salbung Pippins (des Kurzen, eigentlich des Jüngeren, von "minor") zum ersten offiziellen karolingischen Herrscher niederschlug. 

Als Blütephase des Karolingerreiches gilt die Regierungszeit Karls des Großen [9]  (768-814), dessen Imperium [10]  am Ende seiner Herrschaft ganz Zentraleuropa einschließlich Oberitalien umfasste. Höhepunkt der politischen Entwicklung war die Einrichtung eines Kaisertums des Westens und die Verleihung der Kaiserkrone [11]  durch Papst Leo III. an Karl den Großen [12]  am 25.12.800, eine Entscheidung, die 812 auch durch Byzanz anerkannt wurde. Allerdings überdauerte dieses Großreich lediglich noch eine Generation, denn bereits unter Ludwig dem Frommen (Louis Débonnaire ou le Pieux) erfolgte im Jahre 843 [13]  die Teilung des fränkischen Großreiches im Vertrag von Verdun [14] , was den Beginn einer eigenständigen Entwicklung Frankreichs und, wenn auch noch auf Umwegen, Deutschlands bedeutete. 

Abbildung 19:

Das Karolingerreich Karls des Großen (814) und die Fränkische Teilung im Vertrag von Verdun (843)

 

 

 

 

Internet-Quelle [15]

Die wechselvolle Geschichte des Frankenreiches macht es nicht leicht, die sich ständig verändernden territorialen Strukturen nachzuzeichnen. Zu Beginn der Karolingerherrschaft untergliedert sich das Fränkische Reich in die fünf Herrschaftsbezirke (Provinzen) Franzien, Burgund, Aquitanien, Provence und Septimanien. Diese erfahren jedoch unter den Karolingern zahlreiche Modifikationen, die durch die Teilung von Verdun 843 noch verstärkt wurden. So entstehen im Verlauf des 9. und 10. Jh. als eigenständige Herrschaftsbereiche u.a. Lothringen, Elsass, Normandie, Bretagne und Gascogne. Für die innere Gliederung dieser Territorien ist die Unterteilung in pagi (Gaue) oder comitatus (Grafschaften) kennzeichnend, die ihrerseits ständigen Veränderungen unterlagen. Entscheidend ist jedoch, dass mit dieser Territorialstruktur die Grundlagen sowohl für das mittelalterliche Lehnswesen als auch für spätere Verwaltungsuntergliederungen entstanden waren, die als politische oder religiöse Territorialeinheiten über Jahrhunderte weiter existierten (Mirot 1948, S. 98).

Abbildung 20:

Die Teilung des Fränkischen Reiches im Vertrag von Verdun 843

 

 

 

 

 

 

 

Internet-Quelle [16]

Allerdings lagen in dieser Struktur auch große Schwächen, die nach der Auflösung des Fränkischen Großreiches zu einer zunehmenden Zersplitterung in feudale Einzelterritorien und damit zu einem Machtverfall des Königtums führten. Als der Kapetinger Hugo [17] 987 die (eigentlich nur noch nominell existierende) Königswürde übernahm, war sein kleines Herrschaftsgebiet im Kerngebiet der Ile-de-France schwächer als so manches seiner benachbarten Territorien. Es dauerte lange, bevor sich das kapetingische Königsgeschlecht [18] (das ja nicht in direkter dynastischer Folge den Thron erobert hatte) gegen ranggleiche Herzöge durchsetzen konnte, und es bedurfte einiger herausragender Könige, um den Wandel vom mittelalterlichen Feudalstaat zum Nationalstaat zu vollziehen.

Eine Schlüsselrolle kommt hier Philipp II. August [19] (1180 - 1223) zu, der die territoriale Einheit des Königreiches deutlich erweitern und festigen konnte, außerdem Ludwig IX. [20] (der Heilige), der das oberste Hofgericht in Paris ansiedelte und damit einen wichtigen Schritt hin zur Vereinigung von politischer Macht und Justiz vollzog, schließlich Philipp IV. [21] (der Schöne), der die ersten Grundlagen einer zentralisierten Verwaltungsstruktur schuf und der gleichzeitig die Bedeutung der Hauptstadt aufwertete. Dies hatte zur Konsequenz, dass sich die Krondomäne im Verlauf des späten Mittelalters ständig ausweiten konnte. Mit Ausnahme Flanderns und der Bretagne waren bis Ende des 15. Jh. alle Vasallen dem Zentralstaat eingegliedert, dies in einer Phase, als Frankreich in den Auseinandersetzungen mit England mehrfach in der Fortdauer seiner Existenz bedroht war. (vgl. Brücher 1992, S. 31)

Abbildung 21:

Frankreich im Jahre 1453

 

 

 

 

 

Internet-Quelle [22]