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'Standortverlagerungen und Folgenutzungen von Altindustrieflächen'
 
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Standortverlagerungen und Folgenutzungen von Altindustrieflächen

Bei diesen Dimensionen des Standorttransfers (aber auch vieler Betriebsschließungen) sind die Folgenutzungen der freigesetzten Flächen von besonderem Interesse. Soweit durch solche Betriebsverlagerungen oder -aufgaben attraktive Immobilien freigesetzt wurden, fanden sich zumeist rasch Interessenten, die in Konkurrenz zueinander in vielen Fällen auch die Spekulation vorantrieben. Daneben gab es aber selbst im Innenstadtbereich weniger attraktive Standorte aufgrund von komplizierten Besitzverhältnissen, Flächenbelastungen, Denkmalschutzfragen usw. So entstanden große Brachflächen, die über Jahre hinweg ungenutzt blieben. Beispiele sind etwa das ehemalige Schlachthofgelände von La Villette (19. Arr.) oder die Güterbahnhöfe von Reuilly (12. Arr.) und am Quai de la Gare (13. Arr.). Erst nach staatlicher Intervention sind hier im Rahmen der sog. grandes opérations repräsentative Folgenutzungen (Technologiemuseum, Parc de Reuilly, Nationalbibliothek [1] ) verwirklicht worden. Das Gelände der Citroën-Automobilwerke (15. Arr.) lag über 20 Jahre lang brach, bevor es von der Stadt Paris im Rahmen eines Sanierungskonzepts revitalisiert wurde, mit einem attraktiven Park (Parc André Citroën [2] ) als Zentrum, der umgeben ist von mehreren Wohnblocks des gehobenen Standards, Bürokomplexen (z.B. der Banque populaire) und dem neuen Krankenhaus Georges Pompidou. Seit Anfang der 1990er Jahren hat man begonnen, schon im Vorfeld verstärkt über die Folgenutzung von frei werdenden Flächen nachzudenken. Dies hat gelegentlich zur Beschleunigung von Umnutzungen geführt, wie am Beispiel des Ministère de l'Equipement und dessen Verlegung von Passy (16. Arrondissement) nach La Défense deutlich wird.

Abbildung 7:

La Bibliothèque Nationale

 

 

 

Internet-Quelle [3]

Abbildung 8:

Le Parc André Citroën

 

 

 

Internet-Quelle [4]

Vor allem im Randgebiet der Stadt und in der proche banlieue führte der Standortwechsel vieler Industrieunternehmen zur raschen Zunahme von Industriebrachflächen, wie die Situation im nordwestlichen Vorortbereich mit den Städten Levallois-Perret (Wohn- und Büroflächen) sowie Clichy und Saint-Ouen verdeutlicht. Ein besonders markantes Beispiel ist das Gelände der Automobilwerke Renault. Das Familienunternehmen war im Jahre 1898 inmitten der ehemals eher bürgerlichen Wohnquartiere der Pariser Vorortgemeinden von Boulogne-Billancourt und Meudon entstanden und hatte sich in der Folgezeit zu einem der größten Industrieunternehmen ganz Frankreichs entwickelt. Den modernen Standorterfordernissen standen gerade in diesem Fall gravierende Hindernisse entgegen, etwa die Tatsache, dass sich rd. ein Viertel des 47 ha großen Firmengeländes auf der Seineinsel Séguin befindet.

Zwar wurde der Verwaltungssitz des Unternehmens (an einem veränderten Standort, nunmehr am Quai du Point du Jour) in Boulogne-Billancourt beibehalten, die Produktionsstätten sind jedoch inzwischen auf mehrere Standorte verteilt.
Schwerpunkt ist dabei das Seinetal unterhalb von Paris mit Produktionswerken in Flins, Cléon und Sandouville und damit teilweise auch außerhalb der Region Ile-de-France. Innerhalb der Region verblieben die Forschungs- und Entwicklungszentren mit Schwerpunkten in Rueil-Malmaison (Hauts-de-Seine) und im Technologiezentrum von Guyancourt (Yvelines). Im Stammwerk von Boulogne-Billancourt wurde die Produktion im Jahre 1992 endgültig eingestellt.

Abbildung 9:

Stammwerk der Renault-Werke in Boulogne-Billancourt 

 

 

Quelle: Pletsch 

Besonders gravierend waren (und sind teilweise noch heute) die Verhältnisse in der nördlichen proche banlieue, namentlich im Gebiet der Plaine Saint-Denis [5] , einem Altindustriegebiet von über 700 ha Fläche, das sich über die drei Vorortgemeinden Saint-Denis, Aubervilliers und Saint-Ouen erstreckt. Traditionell handelte es sich hier um einen der bedeutendsten Industriestandorte der Ile-de-France überhaupt, seit zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Anlage des Canal de Saint-Denis, und etwas später der Eisenbahn, günstige Standortbedingungen geschaffen worden waren. Das Gelände wurde in der Folgezeit rasch von Industriebetrieben des chemischen und metallurgischen Sektors geprägt, aber auch zahlreiche andere Industrieunternehmen der unterschiedlichsten Größenordnung und Produktionsausrichtung entstanden in einem fast chaotischen Neben- und Durcheinander, in das sich an vielen Stellen auch Massenquartiere der Arbeiterbevölkerung einfügten. Das gesamte Gebiet entwickelte sich im Zuge des jüngeren Strukturwandels fast zwangsläufig wirtschaftlich und auch gesellschaftlich zu einem der neuralgischsten Punkte der Hauptstadtregion. Um diesen Problemen zu begegnen, wird derzeit in der Plaine Saint-Denis ein Projekt zur Belebung des Tertiären Sektors verwirklicht.

Abbildung 10:

Die Plaine Saint-Denis in der nördlichen Banlieue

 

 

 

 

 

 

Internet-Quelle