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Einleitung

Der saarländisch-lothringische Grenzraum hat eine sehr wechselvolle Geschichte erfahren: allein zwischen 1798 und 1957 änderte sich die Lage der Staatsgrenze sowie die jeweilige nationale Zugehörigkeit des heutigen Saarlandes [1] bzw. des östlichen Lothringens [2] sechsmal (vgl. Abb. 1). Die heutige Grenze teilt einen zur Hochphase der Industrialisierung zusammenhängenden Wirtschaftsraum im Bereich der saarländisch-lothringischen Steinkohlenvorkommen. Auch der jüngere wirtschaftliche Niedergang der traditionellen Industriezweige (Bergbau, Eisen und Stahl) hat beiderseits der Grenze zu ähnlichen Problemen und Entwicklungen des Strukturwandels geführt (s.u.). Hinzu kommen kulturelle und sprachliche Gemeinsamkeiten. So verläuft z.B. die Grenze zwischen dem romanischen und dem germanischen Sprachraum etwa 30 km westlich der Staatsgrenze.

Entsprechend war der "germanophone" Teil Lothringens bereits vor Schaffung des europäischen Binnenmarkts in besonderer Weise von grenzüberschreitenden Kontakten, familiären Verflechtungen, privaten wie wirtschaftlichen Beziehungen gekennzeichnet. In der jüngsten Vergangenheit haben insbesondere in diesem grenznahen Teil Lothringens die Investitionen deutscher Unternehmen besonders stark zugenommen (vgl. Abb. 7 [3]  und 9 [4] ).

Wegen der niedrigeren Grundstücks- und Baupreise erwarben darüber hinaus immer mehr Saarländer v.a. aus dem Großraum Saarbrücken in den grenznahen Gemeinden Lothringens Grund und Boden und ließen sich dort als Bewohner nieder (vgl. Ramm 1999a; 1999b; Abb. 2 und 3). So stieg die Zahl der von Deutschen genutzten Wohnhäuser im lothringischen Grenzgebiet allein in der Zeit von 1990 bis 1999 von 6.000 auf 12.500 (Lefèvre 2001, S. 13).

Abbildung 2:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der wirtschaftliche Aufschwung in den 1950er und 1960er Jahren führte zu einer verstärkten Freizeitmobilität, die sich etwa an den stark von Saarländerinnen und Saarländern frequentierten lothringischen Weihern äußert. Wesentlichste Merkmale der alltäglichen grenzüberschreitenden Kontakte sind jedoch im ökonomischen Bereich zu finden. So liegt auch der Schwerpunkt dieses Beitrags auf dem Arbeitsmarkt (Grenzpendlertum) sowie auf den grenzüberschreitenden Unternehmensverflechtungen. Letztere werden beispielhaft anhand der bedeutenden Automobilbranche erörtert. Abschließend wird die integrative Wirkung dieser ökonomisch motivierten Beziehungen für den Grenzraum diskutiert.

Abbildung 3: