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'Regionalsprachen in Frankreich '
 
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Regionalsprachen in Frankreich

Der Umstand, dass es zwischen Frankreich und Deutschland im Verlauf ihrer langen Geschichte eine Reihe von Kriegen gab, in die das Elsass wegen seiner geographischen Grenzlage nicht nur stets stark involviert, sondern wo es jeweils auch immer selbst Streitgegenstand war, ist ein entscheidender Faktor im Geschichtsbewusstsein und im regionalen Identitätsgefühl der elsässischen Bevölkerung. Sie sieht sich dem Dilemma gegenüber, ihr kulturelles Erbe bewahren zu wollen, ohne deswegen von ihren Landsleuten kulturell stigmatisiert zu werden. Dies zeigt sich besonders deutlich im Verlauf der jüngeren Geschichte, wie die drei folgenden Karikaturen belegen.

Abbildung 23a-c:

Quellen: L’Alsace - une histoire, S. 185 (a) und 192 (b) und T. Ungerer, 1999, S. 155 (c) 

Das Hauptproblem besteht darin, die kulturelle Eigenidentität gegenüber den französischen Landsleuten deutlich zu machen und nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich dabei um ein pauschales Bekenntnis zur deutschen Kultur handelt. Das gilt im besonderen Maße auch für die Sprache (vgl.: Hinderling und Eichinger, 1996, S.445). Dass in diesem Kontext auch teilweise "nationalistische" Töne angeschlagen werden, zeigen Bewegungen wie das Nationalforum Elsaß-Lothringen [1] [2] oder Freistaat Elsass-Lothringen [3] , die sich heute teilweise unter modernem Medieneinsatz mit ihren Forderungen zu Worte melden.
Der Sprache kommt bei der Aufrechterhaltung, Verteidigung oder Entwicklung von Identität eine besondere Bedeutung zu. Sie ist Mittel der Kommunikation und gleichzeitig der Integration (vgl.: Trouillet, 1997, S.21). Schon 1539 wurde im Edikt von Villers-Cotterêts durch Franz I. der (vergebliche) Versuch zu einer Vereinheitlichung der Sprache innerhalb Frankreichs unternommen. Während der Französischen Revolution wurden die Regionalsprachen (bzw. Regionalkulturen) regelrecht stigmatisiert und als Gefahr für den Zusammenhalt der Nation interpretiert, wie an dem berühmten Ausspruch Bertrand de Barrère de Vieuzacs, einem Mitglied des Comité du Salut Public aus dem Jahre 1794 deutlich wird: "Der Föderalismus und der Aberglaube sprechen Bretonisch, die Emigration und der Haß auf die Republik sprechen Deutsch, die Konterrevolution spricht Italienisch und der Fanatismus spricht Baskisch. In einem freien Volk muss die Sprache ein und dieselbe sein" (zit. nach A. Pletsch, 1997, S. 112).

Abbildung 24:

Exkurs: Regionalsprachen in Frankreich
Die Verteilung der Regionalsprachen in Frankreich zeigt ein interessantes Bild. Auffällig ist deren periphere Anordnung.
Auch das Französische selbst wird unterschieden, und zwar in das nordfranzösische Sprachgebiet der Langue d'oeïl (Hoch-französisch) und das südfranzösische Sprachgebiet der Langue d'oc (Okzitanisch). Mit der sprachlichen Differenzierung gehen regionalistische bzw. auch z. T. separatistische Strömungen einher.

 

 

Quelle: F. A. Brockhaus AG

Seither ist die Sprachenpolitik [4] stets ein wichtiger politischer Faktor des Landes geblieben, ohne dass die angestrebte Homogenität je erreicht worden wäre. Weder die Maßnahmen während der Revolution noch spätere Bemühungen (vor allem während der Dritten Republik) haben die ethnisch - kulturelle Heterogenität Frankreichs beseitigen können. Zwar hat sich im Zentrum eine weitgehende Vereinheitlichung der Sprache vollzogen, vor allem an der Peripherie existieren jedoch mehrere Regionalsprachen bis heute. Sie spielen in der politischen Diskussion nach wie vor eine wichtige Rolle (vgl. A. Pletsch, 1997, S. 112-114).