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'Die aktuelle gegenläufige Entwicklung'
 
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Die aktuelle gegenläufige Entwicklung

Es steht zweifellos fest, dass die Presse zurzeit ständig ihre Strategie ändert: Sie muss gegenüber den anderen Informationsmitteln wie dem Fernsehen oder Internet ihre Stellung halten. In Deutschland kann man eine Bewegung der bundesweiten Tagespresse hin zu mehr Zentralisierung beobachten, um ihren Raum gegenüber der regionalen Tagespresse besser zu definieren und um die jeweiligen Zuständigkeitsbereiche abzustecken. So wurde die früher in Hamburg ansässige Redaktion der Zeitung DIE WELT 1993 mit der Verlegung der Hauptstadt nach Berlin ebenfalls nach dort umgesiedelt (36).

Nach den "guten Jahren" lancierte die "überregionale" Presse in Deutschland eine große Zahl von Projekten, um die Auflagen durch die Einführung verschiedener Lokalausgaben zu vergrößern. Das Ziel war es, sich in ganz Deutschland nach dem Vorbild der BILD ZEITUNG mit ihren 23 Lokalredaktionen besser zu positionieren. Der Absturz der Werbeeinahmen hat diese Träume jedoch platzen lassen. Beispielhaft können folgende Fehlinvestitionen angeführt werden:

Die FAZ und die SZ haben die Produktion ihrer lokalen Berliner Ausgaben im Juni (FAZ) und Juli (SZ) 2002 abrupt eingestellt. Die FAZ hat auch das Vorhaben einer Regionalausgabe für Bayern, die 2001 ins Auge gefasst wurde, aufgegeben. DIE WELT, die Lokalausgaben in Berlin, in Bremen (seit 1997), in Hamburg und sogar in München (37) (seit Februar 2001 bis Ende 2001) eingerichtet hatte, beschränkt sich seit 2002 auf die Berliner und Hamburger Ausgaben, die - nach der Zusammenlegung der beiden Lokalredaktionen - von einer einzigen Redaktion hergestellt werden; an Stelle der Bremer Ausgabe bietet DIE WELT dort nur noch eine Lokalseite an. Auch die SZ hatte seit dem 15. Januar 2002 Regionalseiten für Nordrhein-Westfalen gestartet, weil sie hoffte, so ihre Verkaufszahlen in diesem Bundesland zu steigern (38). Die NRW-Ausgabe musste jedoch im März 2003 aufgegeben werden (nähere Informationen: FAZ, 15.3.2003, S.38).

Da die deutschen Zeitungen durchschnittlich zwei Drittel ihrer Einnahmen durch Werbung erzielen, wurden sie von der besonders schweren Krise der Werbebranche 2001/2002 härter getroffen als die französischen Zeitungen, die nicht so stark von der Werbung abhängen und mehr Geld durch ihre Verkaufserlöse verdienen. Vor diesem Hintergrund also wurden die Versuche einer direkten Verankerung in der deutschen Hauptstadt sowie die ersten Bemühungen einer besseren Verbreitung in mehreren Regionen - was im Falle der deutschen "überregionalen" Zeitungen letztlich auf das Gleiche hinausläuft - auf schmerzhafte Weise gestoppt.

In Frankreich dagegen zeichnet sich ab, dass die nationale Tagespresse aus verschiedenen Gründen nach Dezentralisierung strebt. Die regionale Tagespresse ist derart stark geworden, dass sich die nationale Tagespresse anpassen muss und außerdem hat die Regierung Dezentralisierungsgesetze beschlossen, so dass künftig die "Gebietskörperschaften und Gemeinden" (39) mehr Kompetenzen und Rechte haben. Daher erscheint die nationale Tagespresse nun in Lokalausgaben wie beispielsweise LE FIGARO mit seiner Ausgabe für Lyon oder LE MONDE mit seiner Ausgabe Rhône-Alpes. Außerdem engagiert sich die nationale Presse in der regionalen: Als Beispiel kann der LE MONDE-Konzern angeführt werden, der die Gruppe Midi Libre aufgekauft hat, die im Januar 2002 in "Les Journaux du Midi" umbenannt wurde und drei Tageszeitungen umfasst: MIDI LIBRE (Region Languedoc Roussillon), L'INDÉPENDANT (Departements Pyrénées-Orientales und Aude) und CENTRE PRESSE (Departement Aveyron).

Die beschriebenen Entwicklungen ändern jedoch nichts an den grundsätzlichen Gegebenheiten. In Deutschland gibt es wenige "überregionale" Tageszeitungen, die einzige wirkliche bundesweite Tageszeitung ist BILD. In Frankreich finden sich viele nationale Tageszeitungen in Paris, obwohl von der modernen regionalen Tagespresse eine starke Konkurrenz ausgeht.

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Anmerkungen

(36) Auparavant, DIE WELT était rédigée surtout à Hambourg. 

(37) La Bavière est la région d'origine de la SZ! - D'autre part, DIE WELT, vaisseau amiral de Springer, est toujours source de déficits. Pour mieux ancrer ce quotidien à Berlin, c'est-à-dire pour lui ajouter des pages locales, l'entreprise Axel Springer a décidé en décembre 2001 de réunir les deux rédactions de la BERLINER MORGENPOST et de DIE WELT. Cette décision a provoqué beaucoup de remous.

(38) Jusqu'alors, 31.000 ex. par jour et en moyenne (dont presque 20.000 par abonnement). Au cours des cinq années suivantes, la rédaction locale, établie à Düsseldorf, avait envisagé d'atteindre les 51.000 ex. (Source: Badische Zeitung, 15/1/2002, V).

(39) C'est-à-dire les régions, les départements et les communes.

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