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'Krieg und Besatzung im Alltag'
 
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Krieg und Besatzung im Alltag

Die aktiven Widerstandskämpfer blieben gleichwohl überall in der Minderzahl, auch dort, wo sie, wie in Frankreich, der für ihr Überleben unverzichtbaren Unterstützung durch die Bevölkerung sicher sein konnte, da diese in ihrer großen Mehrheit mit den Zielen im Einklang stand.

Die Franzosen und die übrigen Europäer hatten im übrigen mit den Alltagssorgen zu kämpfen, die ihnen durch den Krieg und die Besatzung auferlegt waren. Ausgangssperren, Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit, Überwachung der Öffnungszeiten der Geschäfte, der Fabriken, der Löhne und der Preise waren nur einige der Freiheitsbeschneidungen, die der Bevölkerung durch die Besatzer auferlegt waren. Jedes Vergehen gegen deren Bestimmungen oder Truppen zog unmittelbar Repressalien nach sich, die von einer simplen Bestrafung bis zur Verhaftung, Deportation oder Hinrichtung reichen konnten. Die zunehmenden Lieferungen landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach Deutschland erhöhten die Lebensmittelknappheit, die durch den Krieg ohnehin schon herrschte.

Der größte Teil der verfügbaren Ressourcen wurde für den Krieg benötigt, während die Produktion von Konsumgütern für die Zivilbevölkerung beschränkt wurde. Durch den Krieg waren die Versorgungsmöglichkeiten an Nahrungsmitteln, die ehemals aus Übersee kamen, unterbrochen. Einige Produkte fehlten völlig. An ihre Stelle trat der Ersatz - ein deutsches Wort, das allen Franzosen aus jener Zeit vertraut geblieben ist - Kaffee zum Beispiel, der aus Eicheln gebrannt wurde, die im Herbst von den Schülern gesammelt wurden. Was früher weggeworfen wurde, wurde nunmehr wiederverwendet: Altpapier, Alteisen, Lumpen usw.

Links: Französische Lebensmittelkarte (carte d'inscription alimentaire) aus dem Jahre 1943

Rechts: Bekleidungskarte (carte de vêtements) aus dem Jahre 1942

 

 


Quelle: ppognant.online.fr/tickets%2002.html

Die Ernährung gehörte zu den täglichen Sorgen. Um eine Minimalversorgung sicherzustellen, wurden von der eigenen Regierung Abgaben eingefordert, zusätzlich zu denen der Besatzer. Die Knappheit zwang zu Einschränkungen. Brot, Fleisch, Fett, Kartoffeln, Tabak wurden rationiert, ebenso Brennmaterial, Schuhe, Bekleidung u.a. Was es diesbezüglich gab, wurde in den Geschäften nur gegen entsprechende Berechtigungskarten abgegeben, die den individuellen Versorgungskarten angehängt waren. Die Warteschlangen vor den Geschäften wurden immer länger, um so mehr, als manche Waren nur in unregelmäßigen Abständen eintrafen.

Nur von den Lebensmitteln leben zu müssen, die legal und zu den offiziellen Preisen verfügbar waren, führte unweigerlich zu Mangelerscheinungen, die insbesondere die Gesundheit der Kinder bedrohten. Dies hatte fast überall das Erblühen eines Schwarzmarktes zur Folge, dessen Prinzip darin besteht, für ein benötigtes Produkt einen deutlich überhöhten Preis als auf dem normalen Markt zu fordern. Die ärmere Bevölkerung hatte kaum Chancen, diese Möglichkeit zu nutzen. Konkret bedeutete dies, dass die Misere v.a. Teile der städtischen Bevölkerung dramatisch betraf. Parallel entwickelte sich gelegentlich eine andere Form des Marktes mit erschwinglicheren Preisen oder auf der Basis des Tauschs von Gütern zwischen Verwandten und Freunden, in Anlehnung zu Schwarzmarkt auch "rosa Markt" genannt (le marché rose). Tausende von Päckchen wurden vom Land in die Städte geschickt, was erlaubt war. Daneben gab es noch den sog. "braunen Markt" (marché brun), der illegal von den Besatzern organisiert wurde, um sich an der Situation zu bereichern.

Auch in Deutschland blühte der Schwarzmarkt (linkes Bild in Hamburg) während des Krieges und in den Jahren danach. Auch hier waren die Lebensmittel schon in den ersten Kriegsjahren rationiert, wie die Reichsfleischkarte aus dem Jahre 1939/1940 dokumentiert.

Quelle: links [1] / rechts [2]

Diese kriegsbedingte Not letztlich gleichermaßen Sieger wie Besiegte. Die Restriktionen und Leiden, die durch den von ihrer Regierung gewollten Krieg verursacht worden waren, trafen auch die Deutschen. Die Notsituation der arbeitenden Bevölkerung wird, nach 1942, z. B. in Moers im Ruhrgebiet ebenso beklagt wie in der Industriestadt Montargis im Departement Loiret. Auch im ländlichen Deutschland war es üblich, Lebensmittel von den Bauern an den Bestimmungen vorbei zu "organisieren" und auf "Hamsterfahrten" zu gehen.

Die Kriegshandlungen und Bombardements forderten unter der Zivilbevölkerung unzählige Opfer. Der Krieg verbreitete Tod und Zerstörung auch weit entfernt von der Front. In Hamburg, Bremen, Dresden, Berlin u.a. erlebten die Deutschen gemeinsam mit den französischen oder sonstigen Gefangenen oder Deportierten die letzten Kriegsjahre im Bombenhagel. Französische Städte waren schon beim Einmarsch der Deutschen 1940 bombardiert worden. 1944, vor und während der alliierten Landung in der Normandie kamen in Nord-West-Frankreich massive Zerstörungen durch die Anglo-Amerikaner hinzu.