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'Der Krieg gegen das französische Kaiserreich'
 
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Der Krieg gegen das französische Kaiserreich

Beide Kriegsparteien hatten mehr oder weniger detaillierte Pläne zur Kriegsführung. Das militärische Denken wurde von der Idee der Vernichtungsschlacht beherrscht. Die Masse der feindlichen Armee sollte in einer großen und entscheidenden Schlacht zerstört und der Feind dann zum Frieden gezwungen werden.

Der französische Aufmarsch verzögerte sich jedoch infolge von Koordinations- und Nachschubproblemen. Daher konnte der eigentlich erwartete Vorstoß nach Süddeutschland nicht erfolgen. Auf deutscher Seite befehligte der preußische General Moltke [1] die Truppen. Sein Ruf als "genialer Schlachtenlenker" entspricht aber nur begrenzt der Wirklichkeit. Moltke gelang es nicht, die von ihm angestrebte eine, alles entscheidende Vernichtungsschlacht herbeizuführen. Vielmehr war keine der großen und verlustreichen Schlachten zu Anfang des Krieges wirklich geplant, sondern sie ergaben sich aus unbeabsichtigten Feindberührungen oder aus eigenmächtigen Entscheidungen der kommandierenden Generale. So stießen in Weißenburg/Wissembourg am 4. August Deutsche und Franzosen eher zufällig aufeinander. Zwei Tage später, am 6. August, entwickelte sich die Schlacht von Wörth/Froeschwiller [2] , ohne dass das deutsche oder französische Oberkommando den Kampf wirklich beabsichtigt hatte. Am gleichen Tag trafen deutsche und französische Soldaten bei Spiechern in Lothringen aufeinander, woraus sich die wohl am wenigsten geplante und gewünschte Schlacht des ganzen Krieges entwickelte. Die kommandierenden Generale der II. deutschen Armee griffen aus eigener Initiative weit überlegene französische Truppen an. Mehr als ein Fünftel der eingesetzten deutschen Soldaten (4300 von 20000) überlebten den Tag nur verletzt oder gar nicht. Die ungeschlagenen Franzosen brachen in Verkennung der Lage schließlich die Schlacht ab. Dennoch handelt es sich nicht um einen wirklichen deutschen Erfolg, da die Umfassung und Vernichtung der französischen Hauptmacht misslang. So offenbaren die ersten Schlachten den Charakter des Krieges an sich: ein va-banque Spiel, das unplanbar, allein dem Zufall überlassen, das Leben der Soldaten als Einsatz hat.

links:
Ein deutsches Spottgedicht auf den geschlagenen französischen Marschall Mac Mahon (Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh)

rechts:
Carl Röchling, Tod des Majors von Halden (Gravelotte, 18. August 1870)

Nach den ersten Kämpfen standen die deutschen Armeen in Frankreich und verhinderten die Vereinigung des französischen Heeres. In blutigen Schlachten bei Vionville, Mars la Tour, Gravelotte und Saint Privat (16. bis 18. August), die von deutscher Seite mit äußerst verlustreichen frontalen Kavallerie- und Infanterieangriffen geführt wurden - die Soldaten liefen in Kolonnenformation immer wieder gegen das tödliche Gewehrfeuer der französischen Linien an - wurden die Truppen des Marschall Bazaine nach Metz abgedrängt und dort eingeschlossen. Die deutschen Verluste beliefen sich auf mehr als 40000 Mann. Angesichts dieser Zahlen sah sich selbst der preußische König Wilhelm I genötigt, am 21. August eine Order zu erlassen, in der es hieß: "Ich lasse dem braven Vorwärtsstürmen der Infanterie gewiss die vollste Anerkennung zu Teil werden, erwarte aber von der Intelligenz der Offiziere, dass es ihnen gelingen wird, dieselben Erfolge künftig mit geringeren Opfern zu erreichen." Die offiziellen Siegestelegramme erwähnten die schweren Verluste freilich nicht.

Extrabaltt zur Karlsruher Zeitung (Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh)

Kaiser Napoleon befand sich bei der verbleibenden französischen Armee, die unter dem Kommando des Marschalls de Mac Mahon [3] stand. Bei dem Versuch, die in Metz eingeschlossenen Truppen zu entsetzen, wurde sie nach Sedan abgedrängt, wo sie am 2. September 1870 nach verbissenen Kämpfen kapitulierte. Kaiser Napoleon begab sich in Gefangenschaft.

(Archiv der Otto-von-Bismarck-Stiftung, Friedrichsruh)

Bevor er diese in Kassel auf Schloss Wilhelmshöhe antrat, traf er Bismarck in Donchéry (Dok. 3 [4] ). Die Begegnung wurde deutscherseits in zahlreichen Darstellungen festgehalten, die zum festen Bestandteil der Ikonographie des entstehenden Deutschen Reiches wurden.

Napoleon III und Otto von Bismarck in Donchéry (Dok. 4 [5] )

Während der ersten 46 Tage des Krieges waren 77000 deutsche und 62500 französische Soldaten getötet oder verletzt worden.