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'Ungleichgewicht der Handelsströme'
 
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Ungleichgewicht der Handelsströme

Der quantitative und qualitative Unterschied zwischen den deutschen und französischen Positionen lässt sich aber noch deutlicher anhand der Handelsströme [1] darstellen. Beim Export nach Polen kommt Frankreich zwar an 4. Stelle und beim Import aus Polen an 2. Stelle, aber der Rückstand zu Deutschland, dem ersten Handelspartner Polens, ist gewaltig: Die polnischen Importe kamen 2002 zu 24 Prozent aus Deutschland und zu 7 Prozent aus Frankreich, bei den Exporten ist das Verhältnis 32 zu 6 Prozent.

Abbildung 5:

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die deutschen Ausfuhren in die Länder Mittel- und Osteuropas im Jahr 2000 im Vergleich zum Vorjahr um 22,3 % von 97,3 Mrd. DM auf 119,0 Mrd. DM. Das ist die höchste Steigerungsrate der deutschen Ausfuhren in diese Ländergruppe seit 1997 (+ 28,6 %). Gegenüber 1995 (61,0 Mrd. DM) haben sich die deutschen Exporte nach Mittel- und Osteuropa im Jahr 2000 fast verdoppelt. An der Spitze der mittel- und osteuropäischen Zielländer deutscher Ausfuhren lagen im Jahr 2000 Polen (28,4 Mrd. DM; + 17,6 % gegenüber dem Vorjahr), die Tschechische Republik (25,0 Mrd. DM; + 27,5 %) sowie Ungarn (20,1 Mrd. DM; + 21,5 %). Damit blieb die Rangfolge des Jahres 1999 unverändert.

Internetquelle: Text [2] und Bild [3]

Nach Ungarn exportiert Frankreich weniger als fernere oder kleinere Länder wie China, Russland, Italien oder Österreich: Hier ist das Land mit 4,8 Prozent Marktanteil an 6. Stelle gegenüber 25 Prozent für die Bundesrepublik, dem wichtigsten Handelspartner. Das gleiche lässt sich auch für die Slowakei feststellen (25 Prozent der Importe und 28 Prozent der Exporte kommen aus beziehungsweise gehen nach Deutschland, nur 4 Prozent aus Frankreich). Im Falle Tschechiens ist der Graben zwischen Deutschland und Frankreich noch größer: Vor 80 Jahren war Frankreich bevorzugter Partner der tschechischen Industrie. Heute ist Deutschland der übergroße Zulieferer des Landes (32,6 Prozent aller tschechischen Importe 2003), vor Italien, China und der Slowakei. Frankreich kommt danach mit 4,9 Prozent Marktanteil. Als Kunde steht Frankreich an 6. Stelle mit 4,7 Prozent der tschechischen Exporte gegenüber 37 Prozent nach Deutschland.

Abbildung 6:

Deutsches Bier in Polen. Aufgrund einer schon früh einsetzenden Investitionspolitik zählt Deutschland heute zu einem der wichtigsten Handelspartner Polens innerhalb der EU.

 

 

 

Internet-Quelle [4]

Zu den Gründen für den deutschen Erfolg im Osten spricht auch die noch weitgehend industriegetragene Wirtschaft der neuen Mitgliedstaaten. Hier gibt es keine allzu interessanten Perspektiven für die französische Wirtschaft, die in den letzten 30 Jahren der Versuchung erlegen ist, ganze Teile ihres verarbeitenden Gewerbes der Illusion einer angeblichen rein dienstleistungsorientierten Zukunft zu opfern. Im Osten aber spielt die klassische Industrie eine übergeordnete Rolle, was auch Auswirkungen auf die künftige EU-Politik haben wird. Die neuen EU-Staaten haben nicht vor, diese Industrie zu beseitigen. Vielmehr haben sie schon längst mutige Restrukturierungen eingeleitet, die heute vielversprechend klingen. Da eröffnen sich der deutschen Wirtschaft insgesamt, nicht nur dem bekannten Maschinenbausektor, enorme Wachstumsperspektiven, als Handels- ebenso wie als Produktionspartner.

Abbildung 7:

Deutsche Firmen exportieren zunehmend Güter, die in Osteuropa produziert wurden. Der Motor des Audi, der nach Amerika exportiert wird, kommt aus Ungarn, andere Teile kommen aus Tschechien. Viele deutsche Unternehmen bleiben dank des Outsourcing nach Osteuropa wettbewerbsfähig, weil die Lohnkosten in Deutschland zu hoch sind.

Internet-Quelle [5]

Im Vergleich dazu kann Frankreich wenig bieten. Frankreich ist zwar mit seinen weltbekannten Dienstleistungs- und Handelskonzernen im Osten präsent, aber diese müssen hier zum ersten Mal im unerbittlichen Wettbewerb mit den anderen westlichen Konkurrenten leben und kämpfen: Im Handelssektor mit dem britischen Tesco, dem niederländischen Ahold, den deutschen Rewe, Metro und Lidl, ja sogar mit lokalen Supermarktketten wie die mit deutscher Hilfe großgewordene, ungarische CBA, die überall im Osten die mittelständischen Händler zum Widerstand gegen die ausländischen Giganten aufruft und sie im Netzwerk stark macht. Im kommunalen und regionalen Konzessionsbereich (Wasser, Abfallwirtschaft) stoßen die großen Franzosen plötzlich auf deutsche, oft mittelständische Konkurrenten, die erst im Osten ihre neuen internationalen Fähigkeiten unter Beweis stellen. So viel Konkurrenz sind die Oligopolisten aus Frankreich nicht gewöhnt. Sie hatten zunächst den Heimatmarkt unter sich aufgeteilt und dann die Regionen der Welt erobert, wo sie als erste ankamen. Im Osten ist die Lage anders. Für die Handelsgruppen ist dort Wachstum um so schwieriger, als dass sich nun die deutschen Discounter, die allmählich selbst in Frankreich zum Alptraum werden, auch im Osten im großen Stil engagieren.