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'Humanisierung, Sozialisation, Singularisation'
 
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Humanisierung, Sozialisation, Singularisation

Die Erziehung ist ein dreifacher Prozess, bei dem jede Dimension des Prozesses untrennbar mit den beiden anderen verbunden ist.

Erziehung ist Humanisierung [Mensch-Werdung] (oder, wenn man es vorzieht, Menschheitsentwicklung). Das Menschenjunge wird unfertig geboren, in eine Welt, die durch die Generationen von Menschen vor ihm gebaut worden ist. Das bedeutet, dass das Wesen des Menschen außerhalb des Individuums liegt (Eine Idee, die Marx vorgebracht hat (VI. Feuerbach-These), die aber auch zu den Grundlagen von Vygotski und von Wallon gehört). Das Menschliche (also das, was den Menschen zu einem radikal anderen Tier als die anderen Tiere macht), ist von den Menschen gemeinschaftlich im Laufe der Geschichte der Gattung Mensch produziert worden. Ein Mensch zu werden bedeutet, sich dieses Kulturerbe anzueignen. Möglich gemacht wird dies durch den kulturellen Prozess, der durch die Erziehung getragen wird.

Erziehung ist Sozialisation. Die Sozialisation ist kein Vorgang, der zur Humanisation hinzukommt, es ist vielmehr eine Partikularisierung der Humanisation. In der Tat gibt es ein menschliches Wesen nur in einer determinierten sozialen und kulturellen Form. Der Mensch wird als Mensch konstruiert und konstruiert sich als Mensch aus dem Hier und Jetzt heraus. Mit anderen Worten: Man kann sich nicht die Gesamtheit des menschlichen Kulturerbes aneignen, man kann sich nur das aneignen, was davon in der einen oder anderen Form verfügbar ist an dem Ort, wo man geboren wird, und zu der Zeit, in die man geboren wird.

Erziehung ist Sozialisation!






(Quelle: cartooncommerz.de/IIMS/index.php, 20.07.2004)

 

 

 

 

Erziehung ist Singularisation. Auch hier handelt es sich nicht um einen Prozess, der zur Humanisation-Sozialisation hinzukommt. Es ist eine Partikularisierung des Prozesses der Humanisation-Sozialisation. In der Tat gibt es ein menschliches Wesen nur in einzigartiger Form. Der Mensch konstruiert sich als einzigartiges und sich unterscheidendes Exemplar der Gattung Mensch. Diese Singularisation ist auch Prozess der Subjektivation: Jedes menschliche Wesen ist Subjekt. Allerdings variieren das Bewusstsein darüber, Subjekt zu sein, das Ausmaß und die Formen der Singularisation im Laufe der Geschichte und je nach Ort. In unserem heutigen Zeitalter ist der Prozess der Singularisation und Subjektivation im größten Teil der menschlichen Gemeinschaften ein reflexiver Prozess. Das Menschliche konstruiert sich als Subjekt und weiß sich als Subjekt.

Die Erziehung ist untrennbar Humanisation, Sozialisation und Singularisation-Subjektivation: Dieser theoretische Vorschlag erlaubt es, eine Mondialisation im Sinn der Solidarität zu entwerfen, die zugleich universalistisch ist, die kulturellen Unterschiede anerkennt und die Subjekte respektiert.

"Vers plus de tolérance" Eine der Grundlagen der Mondialisation

 

 

Quelle: www.unige.ch/fapse/SSE/teaching/eat1/trans/eat1-doi.htm

 

 

 

 

 

Die Humanisation ist die Grundlage einer Hoffnung auf eine Mondialisation, die im Gegensatz zur Globalisierung weder Beherrschung noch Ausgrenzung ist. Sie bewirkt in der Tat ein Prinzip der Universalität des menschlichen Wesens. Sie bringt die Ablehnung jeder Art der Beherrschung und der Ausgrenzung mit sich, auch jener, die mit einer kulturellen Besonderheit gerechtfertigt werden.

Die Sozialisation ist die Grundlage der Anerkennung der kulturellen Besonderheiten und der nationalen Besonderheiten, die auf die Geschichte zurückzuführen sind, sofern diese Besonderheiten nicht Herrschaftsformen verbergen (mit Blick insbesondere auf Frauen oder Minderheiten). Oder weiter noch: Das Recht auf Unterschied, das auf der soziokulturellen Partikularisation des Menschen gründet, muss gemeinsam mit einem Recht auf Ähnlichkeit zur Sprache gebracht werden, welches auf dem Grundsatz der Universalität des Menschen basiert.

Die Singularisation begründet den Respekt vor dem Subjekt als menschlichem Subjekt, nicht zu verwechseln mit dem Individuum auf einem Markt, aber es ist auch nicht gleichzusetzen damit, einfach Mitglied der Gemeinschaft zu sein. Niemand darf gezwungen werden, in der Gruppe (der Gemeinschaft, der Ethnie usw.) zu bleiben, in die er hineingeboren wurde.

Es kann Spannungen zwischen diesen drei Prinzipien geben, aber die Erziehung darf keines der drei ignorieren, denn alle drei definieren untrennbar miteinander verbunden den Menschen.

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