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'Frankreich 2000: weltweit eine der führenden Wirtschaftsnationen'
 
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Frankreich 2000: weltweit eine der führenden Wirtschaftsnationen

Mit einem Bruttoinlandsprodukt [1] von 7.600 Mrd. Franc (1998) ist Frankreich weltweit fünfstärkste Wirtschaftsmacht [2] und viertgrößter Exporteur. Der Lebensstandard der Franzosen gehört zu den höchsten der Welt. Diese Stellung Frankreichs ist das Ergebnis einer rd. 40-jährigen Entwicklung, in der sich ein tiefgreifender Wandel der Wirtschaft vollzogen hat. In dieser Zeitspanne hat die Landwirtschaft einen geradezu revolutionären Umbruch erfahren und auch die Industrie hat einen gründlichen Restrukturierungs- und Modernisierungsprozess durchlaufen. Im Tertiären Sektor haben moderne Kommunikations- und hochwertige Serviceleistungen einen großen Bedeutungszuwachs erfahren.

Die französische Agrarproduktion [3] machte 1996 21,3 % der Gesamtproduktion der Europäischen Union aus und lag innerhalb der EU an erster Stelle vor der italienischen und der deutschen, zu denen der Abstand nach wie vor wächst. Allerdings beträgt der Anteil der Landwirtschaft am nationalen BIP Frankreichs lediglich 2,6 %. Auch wenn dies wenig erscheinen mag, so ist Frankreich doch weltweit eine der führenden Agrarnationen. So betrug der Außenhandelsüberschuss des Landes bei Nahrungsmitteln (Rohprodukte und verarbeitete Produkte) allein mit Ländern der EU 1995 über 51 Mrd. Franc. Nominal bedeutet dies, dass Frankreich nach den USA weltweit der zweitgrößte Exporteur im Nahrungsmittelsektor ist.

Traditionelle Landwirtschaft in den Alpen






(Quelle: www.diplomatie.gouv.fr/fr/images-france_39343.html)

Dass Frankreich heute ein intensiv genutztes Agrarland [4] ist - einige Gebirgsregionen ausgenommen - vermittelt sich schon bei oberflächlicher Betrachtung. Rund 55 % des Staatsgebietes werden landwirtschaftlich genutzt, wobei das Ackerland mit 60 % gegenüber dem Grünland (36 %) eindeutig vorherrscht. Im Zuge des seit 1993 wirksamen Reformkurses der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik [5] (GAP) haben sich hinsichtlich der Ackernutzung innerhalb weniger Jahre die Verhältnisse spürbar geändert. So verringerten sich die Flächen für den Getreidebau zwischen 1993 und 1998 von 52 auf 45 %. Im gleichen Zeitrahmen nahmen die Anbauflächen für Ölsaaten (v.a. Raps) um 27 % zu. 1,7 Mio. ha LF wurden im Zuge des Flächenstillegungsprogramms der EU aus der Produktion genommen.

Rund 50 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stammen aus dem Pflanzenbau, wobei dem Getreidebau, trotz flächenmäßiger Rückläufigkeit, nach wie vor die größte Bedeutung zukommt. Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden jährlich rd. 30 Mio. Tonnen Weizen produziert, das entspricht rd. 38 % der Gesamtweizenernte der EU, innerhalb derer das Land hinsichtlich der Getreideproduktion den ersten Platz einnimmt. Dies gilt auch für die Körnermaisproduktion von 13 Mio. Tonnen. Mit 4,6 Mio. Tonnen Zuckerproduktion jährlich zählt Frankreich außerdem zu den zehn weltweit größten Produzenten. Beim Gemüsebau nimmt das Land mit 12 % der Gesamtproduktion der EU nach Italien (27 %) und Spanien (23 %) den dritten Rang ein.

Moderne Landwirtschaft in der Bretagne






(Quelle: www.diplomatie.gouv.fr/fr/images-france_39343.html)

Tiefgreifende Veränderungen haben sich auch im strukturellen Bereich vollzogen. Zwischen 1970 und 1995 verringerte sich die Zahl der landwirtschaftlichen Unternehmen aufgrund von Konzentrations- und Zusammenlegungsvorgängen von 1,6 Mio. auf 730.000. Die Durchschnittsgröße der Betriebe stieg hierdurch im statistischen Mittel um 10 ha. Sie liegt heute bei knapp 35 ha, wobei es erhebliche regionale Unterschiede gibt. Traditionell finden sich die größten Betriebe im nördlichen Teil des Pariser Beckens (Ile-de-France 67,2 ha, Picardie 60,4 ha). Wie sehr sich diesbezüglich die Verhältnisse geändert haben zeigt sich darin, dass z.B. 1882 noch 5,6 Mio. Betriebe gezählt wurden.

Auch hinsichtlich der Industrie nimmt Frankreich heute weltweit eine Spitzenstellung ein. Unter den OECD-Ländern ist es der viertgrößte Produzent und Exporteur von Industriegütern. Zwar entfallen lediglich 30 % der Arbeitsplätze Frankreichs auf den Industriesektor, jedoch weist dieser landesweit 40 % der Gesamtinvestitionen und fast 80 % der Gesamtexporte aus. Besondere Bedeutung kommt den Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten zu. [6]

Sie stellen 48 % der Arbeitsplätze, 59 % des Umsatzes und 72 % der Exporte dieses Sektors. Landesweit spielen jedoch auch die kleinen und mittelständischen Unternehmen immer noch eine große Rolle, insbesondere in den Branchen der Nahrungsmittel-, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie im Baugewerbe. Dies gilt auch für die ständig zunehmende Zahl ausländischer Unternehmen, die heute bei knapp 3000 liegt. Sie stellten 1995 24 % der Arbeitsplätze, 28 % der Produktion, 30 % der Exporte und 29 % des Umsatzes im Industriesektor. Als Zielland für ausländische Investitionen steht Frankreich weltweit an vierter und innerhalb der EU an zweiter Stelle.

Die Automobilherstellung zählt zu den Schlüsselsektoren der französischen Industrie





(Quelle: diplomatie.gouv.fr/france/fr/eco/eco07.html, inaktiv, 03.01.2003)

Zu den traditionellen Schwerpunkten der französischen Industrie zählen die Bereiche Eisen- und Stahl, Aluminium und Chemie. Mit einer Jahresproduktion von knapp 20 Mio. Tonnen nimmt die Eisen- und Stahlindustrie Frankreich weltweit allerdings nur den elften Platz ein, nachdem es 1974 noch Platz vier der Weltrangliste eingenommen hatte. In der EU liegt es heute hinter Deutschland und Italien an dritter Position. Die Aluminiumindustrie, ursprünglich v.a. in den Alpen und Pyrenäen in der Nähe von Wasserkraftwerken angesiedelt, findet sich heute konzentriert in Hafenstandorten, insbesondere in Dünkirchen in der Nähe des Kernkraftwerks Gravelines mit Péchiney, dem europaweit größten Betrieb dieser Branche. Weltweit die vierte Stelle hinsichtlich des Jahresumsatzes nimmt Frankreichs chemische Industrie ein, wobei durch die Fusion der Farbwerke Hoechst mit dem französischen Chemiegiganten Rhône-Poulenc im Jahre 1999 das weltweit größte Unternehmen dieser Branche, Aventis [7] , entstanden ist.

Der Airbus [8] gehört zu den Spitzenprodukten der französischen Hochtechnologie und verkörpert gleichzeitig ein Stück europäischer Kooperation



(Quelle: diplomatie.gouv.fr/images2france/index.asp?rub_id=8〈=de, inaktiv, 03.01.2003)

In einigen Branchen der Spitzentechnologie ist Frankreich heute ebenfalls weltbedeutend. Dies gilt z.B. für den Bereich der Atomtechnologie (Framatome [9] ), die Entwicklung des Hochgeschwindigkeitszuges TGV [10] (Train à grande vitesse) sowie die Rüstungs- und die Raumfahrtindustrie. In diesem Zusammenhang sei auf die Ariane Rakete, den Airbus, die Concorde [11] u.a. technologische Spitzenprodukte hingewiesen, die in Frankreich produziert werden oder an denen das Land maßgeblich beteiligt ist. Was die französische Industrieentwicklung lange Zeit beeinträchtigte war das chronische Energiedefizit des Landes, verursacht durch nur geringe Bodenschätze und den Mangel an Primärenergieressourcen. Wenn das Land heute weitgehend seinen Strombedarf durch Eigenproduktion decken kann, ja teilweise noch Elektrizität exportiert, so liegt dies v.a. an dem hohen Anteil der Kernenergie, der in Frankreich erzeugt wird. Die Energiepolitik, des Landes, die in den 1960er Jahren noch auf billiges Öl gesetzt hatte, wurde durch die Ölkrise 1973 in Frage gestellt und richtete sich fortan mit Schwerpunkt auf den Ausbau von Kernkraftwerken, was sich im Bau von 57 Reaktoren an 21 Standorten niedergeschlagen hat.

(Quelle: framatome-anp.com, inaktiv, 02.06.2006)

Gegenüber 25 % vor 20 Jahren beträgt der Anteil der Stromproduktion aus der Kernenergie in Frankreich heute 75 %. Im gleichen Zeitraum sind die Erdölimporte des Landes um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Das staatliche Unternehmen EDF (Electricité de France) [12] ist weltweit das größte Elektrizitätsunternehmen. Wasserkraft deckt heute lediglich noch 16 % der inländischen Stromproduktion (1960 noch 55,7 %). 13 % des Energieverbrauchs werden heute durch Erdgas gedeckt (1960 = 3,5 %), der Anteil der Kohle beträgt noch etwa 6 % (1970 = 22,7 %). Erneuerbare Energien tragen weniger als 2 % bei.

Die Energieproduktion Frankreichs 1989-1999
Der Anteil der nuklearen Energieerzeugung in Frankreich liegt weit über dem der übrigen Ressourcen. Die Gesamtproduktion liegt heute über dem nationalen Verbrauch.

(Quelle: nucleaire.edf.fr/informer/chiffres/fs_chif01.html, inaktiv, 03.01.2003)

Grundlegende Veränderungen haben sich im Tertiären Sektor vollzogen. Dies zeigt sich z.B. an der Bedeutung Frankreichs als Handelsmacht. 1958 betrug z.B. der Exportanteil nur 9 % des BIP. Der Handel mit den ehemaligen Kolonien machte zu jenem Zeitpunkt noch ein Viertel der Importe und fast ein Drittel der Exporte aus. Der Beitritt zur EGKS (1951), die Gründung der EWG /1957) und die Entkolonialisierung durchbrach jedoch die handelspolitische Isolation des Landes gegen Ende der 1950er Jahre. Heute beträgt der Exportanteil am BIP rd. 27 %, was zwar etwas geringer ist als in Deutschland, jedoch mehr als in den USA und Japan.

Besonders dynamische Branchen des Dienstleistungssektors sind in Frankreich schon traditionell die Banken und Versicherungen. Rund 4 % des BIP werden heute in diesem Bereich erwirtschaftet (ähnlich wie im Transportsektor, im Energiebereich oder in der Landwirtschaft). Die Internationalität dieses Sektors zeigt sich u.a. darin, dassfranzösische Banken in 124 Ländern der Erde repräsentiert sind. Im Gegenzug sind 293 ausländische Kreditanstalten aus 36 verschiedenen Ländern in Frankreich vertreten. Ähnlich bedeutend sind die großen Versicherungsgesellschaften des Landes. So zählen die drei Gesellschaften UAP, AXA und AGF (zusammen 211.000 Beschäftigte) zu den zehn bedeutendsten Versicherungsunternehmen Europas. [13]

Hypermärkte verdrängen in Frankreich immer mehr die traditionellen "Läden an der Ecke"




(Quelle: diplomatie.gouv.fr/fr/images-france_39343.html?rub_id=6&lang=de, inaktiv, 03.01.2003)

Ein Dienstleistungsbereich, der besonders augenfällig den wirtschaftlichen Transformationsprozess Frankreichs dokumentiert, ist der Einzelhandel. Die großen, heute international operierenden Unternehmen wie z.B. Carrefour [14] , Auchan [15] , Leclerc [16] u.a. decken heute bereits über 50 % des Einzelhandelsvolumens (1974 lediglich 24 %). Naturgemäß werden dadurch die Klein- und Kleinstunternehmen, die traditionell gerade in diesem Bereich eine große Bedeutung hatten, zunehmend verdrängt. Dies geht einher mit der Entleerung der Innenstädte, da sich die großen Ketten vorwiegend im suburbanen Raum ansiedeln.

Schließlich sei auf die Bedeutung des Fremdenverkehrs [17] hingewiesen. Mit 60,5 Mio. Besuchern verzeichnet Frankreich weltweit die höchste Zahl an Auslandstouristen, die jährlich das Land besuchen, mehr als das Land insgesamt an Einwohnern zählt. Entsprechend bedeutend ist der Fremdenverkehr für die Wirtschaft des Landes, der ihm allein rd. 150 Mrd. Franc an Deviseneinnahmen einbringt. Da die Franzosen selbst bevorzugt ihren Urlaub im eigenen Land [18] verbringen, verbleibt mehr als die Hälfte dieser Einnahmen als Devisenüberschuss. Rund 73 % der Ausländerübernachtungen entfallen auf Besucher aus den EU-Staaten, unter denen Deutsche, Briten, Belgier und Niederländer die ersten vier Plätze belegen.

Schloss Chambord -
eine der vielen Touristenattraktionen an der Loire




(Quelle: diplomatie.gouv.fr/fr/images-france_39343.html?rub_id=4&lang=de, inaktiv, 02.06.2006)